endlich Urlaub!

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Jul 022018
 

So lang hatten wir uns auf warmes Wetter gefreut, jetzt ist es da und schon ist es wieder nicht recht. Wir schwitzen uns raus aus Usolje, die Suche nach einem Supermarkt zieht sich. Schließlich haben wir aber ein paar Vorräte ergattert und mit Fahrtwind sind die Temperaturen und der Sonnenschein mehr als erträglich! Unseren kleiner „Wochenendausflug“ erfordert lediglich einen 300km Abstecher von der eigentlichen Route, aber Olchon, eine Insel im Baikalsee, soll einfach schön sein. Durch Irkutsk müssen wir uns nochmal durchquälen und Axels Mopped geht im ersten Stau mal wieder einfach aus, aber sobald wir die Stadt hinter uns gelassen haben, wird es deutlich angenehmer. Die Landschaft wirkt auf mich mit den sanften Hügeln und der kargen Vegetation eher mongolisch, die Kuh- und Pferdeherden verstärken noch den Eindruck. Nach einem letzten Benzin- und Kaffestopp biegen wir ab in die Berge, die den Baikalsee hier flankieren. Plötzlich echte Berge, Wald und Kurvenfahrspaß! Die ersten Kurven überfordern uns fast, nach so vielen Kilometern mehr oder weniger geradeaus. Gleich… gleich… jetzt! muss ich anhalten, mein GPS zeigt an, dass wir die ersten 10.000km unserer Reise geschafft haben, das ist sogar mir ein Foto wert.

Nach jedem „Pass“ sackt die Temperatur um ein paar Grad ab, bis es gerade noch knapp 13 Grad hat als wir an der Fähre nach Olchon ankommen. Spät ist es auch geworden, die Fähre fährt aber noch, sogar in ziemlich kurzen Abständen und für umme, nett! Auf der Insel angekommen, sollten wir eigentlich n bissle Gas geben, wenn wir noch vor Sonnenuntergang einen Zeltplatz in der angepeilten Bucht finden wollen. Die Straße ist aber hier auf der Insel eine Schotterpiste und arges Wellblech, bei dem sich nur manchmal eine angenehme Geschwindigkeit finden lässt. Mehr als 50 Sachen fahr ich auf sowas einfach nicht gern und das reicht hier nicht. Also gehts eher im Schritttempo vorwärts bis wir mal einen der vielen Neben-Feldwege ausprobieren. Diese sind über weite Strecken deutlich angenehmer, weil weniger holprig, aber viel mehr als 30 – 40 km/h sind auch hier nicht drin. So geht die Sonne schon unter, als wir uns im Hauptort noch mit kaltem Bier und Lebensmitteln eingedeckt haben. Nicht so wild, in knapp 5km hat Axel die Koordinaten von Jens‘ Zeltplatz vom letzten Jahr gespeichert, dann fahren wir halt dort hin.  Die letzten paar 100m stellen sich als Sandweg heraus, der sich zum Glück umfahren lässt, indem man sich zwischen den Bäumen auf dort festerem Untergrund durchschlängelt. Im letzten Licht stellen wir unser Zelt auf einer Lichtung in Sichtweite des Seeufers, einer Ferienanlage und einiger weiterer Camper auf und sammeln die näheren Holzreste für ein Lagerfeuer zusammen. Jetzt kann das Urläuble beginnen.

Bei strahlendem Sonnenschein schälen wir uns am nächsten Morgen irgendwann aus unserem Zelt und genießen es einfach, heute mal so GAR nichts zu tun zu haben. In der Sonne ist es herrlich, so lange man sich vor dem richtig arktischen Wind verstecken kann. Die Tagesaufgaben bestehen aus Kaffeekochen, Bier + Essen kaufen und am Feuer kochen. So kanns bleiben. Leider verleidet uns eine Sache etwas den Abend: Wir wollen eine zweite Herdplatte für unser Luxusmenü und holen deshalb den Benzinkocher raus, der erstmal ein bisschen gewartet werden muss, weil er mal wieder rumspinnt. Nach der Wartung trägt Axel ihn zur designierten Küche und stellt dort fest: Die „Flammen-Verteil-Abdeckplatte“ ist weg! Naja, weit kann sie ja nicht sein. Die nächsten 2 Stunden verbringen wir mit der Suche nach diesem dämlichen Teil das sich farblich ganz hervorragend in die Umgebung einpasst und säubern 5 oder 6 Quadratmeter von allen Zapfen und Ästen. Kehrwoche war eh mal wieder fällig.  Keine Chance, das Ding ist weg (Paralleluniversum??), die Laune entsprechend schlecht. Wo sollen wir denn hier einen neuen Benzinkocher herbekommen? Wenn überhaupt, dann gibt es in Russland Gaskocher. Wir haben zwar auch noch den Trangia dabei, aber im Land des Wodka haben wir noch nicht 1 Mal Brennspiritus gesehen. Irgendwer meinte mal, das kann man in Russland net verkaufen, selbst in vergällt würden es die Leute noch saufen. Naja, irgendwas wird sich schon ergeben.

So hab ich mir das schon halb gedacht: morgens macht Axel noch eine letzte Suchrunde und da liegt er dann: In einem Busch, den wir gestern Abend jeder sicher 20Mal abgesucht haben, steckt die Abdeckung senkrecht und deswegen von oben unsichtbar zwischen 5 Grashalmen. Zur Belohnung hängen wir noch einen Urlaubstag dran. Es ist richtig entspannend hier, es sind zwar noch andere Zelter hier, es scheint sich um einen halb offiziellen Campingplatz – teilweise eingeebnet und mit Plumpsklo – zu handeln, aber niemand will was von uns. Axel holt nochmal reichlich kaltes Bier aus dem Ort und so kann der Urlaub schön ausklingen.

Bei wolkenverhangenem Himmel und gelegentlichen Tropfen machen wir uns auf den Rückweg. Hoffentlich hält das Wetter noch die nächsten 2 Stunden, bei richtigem Regen sind sicherlich weder die Umfahrungen noch die Hauptverkehrs-Wellblechpiste schön zu fahren. Der hiesige Wettergott meint es aber gut mit uns, der Sandgott nicht ganz so sehr. Beim Abbiegen auf eine Umfahrung rutsche ich auf einem Wall weg und leg die Suzi auf die Seite. Diesmal denken wir wenigstens dran, ein ordentliches Foto zu machen, bevor wir sie wieder aufheben. Axel ist sonst immer hin und hergerissen: Entweder mich im Matsch liegen lassen, Fotos schießen und einen Wutzwerg riskieren oder mich ohne Foto so schnell wie möglich in die Senkrechte kriegen.

Wieder auf dem Festland ändert sich das Wetter so schnell wie auf dem Hinweg, nur andersrum. Wir müssen den selben Weg zurück bis Irkutsk, kenn mr schon, macht aber nichts, ist nochmal hübsch. Nach einem Übernachtungsstopp in einem wirklich netten Guesthouse mit Seeblick erreichen wir Ulan Ude, den letzten Stopp vor der Mongolei. Kurz vor der Stadt bauen Moritz und seine Frau Olga das TaigaPitch auf, wo sie zukünftig Reisenden einen angenehmen Aufenthalt mit Campingwiese, selbst gebackenem Brot und hausgemachtem Essen bieten werden. Noch steht nur die Toilette, Wasser kommt aus dem Gartenschlauch, aber wohl fühlen wir uns hier gleich, auch wegen Olgas herzlicher Art. Mit Wolfram, der die letzten 2 Wochen in der Gegend verbracht hat, da er auf Ersatzteile warten musste, machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg Richtung mongolische Grenze. Wir suchen in Ulan Ude den ganzen Vormittag nach Spiritus und einem Benzinkocher, da der alte zwar wieder vollständig aber trotzdem sehr unzuverlässig ist, sind aber leider nicht erfolgreich. Es ist also spät, bis wir endlich aus der Stadt fahren.

Nach einem Zwischenstopp am Ivolginsk Dazaan, Russlands größtem buddhistischen Kloster, wollen wir uns kurz vor der Grenze zur Mongolei einen Platz zum Zelten suchen. Das klappt auch ganz hervorragend und so können wir unseren letzten Abend in Russland – so wie es sich gehört – bei einem Lagerfeuer und lecker Essen ausklingen lassen.

Die Russlanddurchquerung mit ihren über 8000km war für uns im Vorfeld eigentlich nur eine lange Anreiseetappe, im Nachhinein sind wir sehr sehr positiv überrascht von Land und Leuten! Die Landschaft war zwar auf den Hauptverkehrsstraßen oft wenig abwechslungsreich, aber nicht zu langweilig und die Menschen waren so gut wie überall unglaublich nett und hilfsbereit und so sind wir fast etwas wehmütig, dieses Land verlassen zu müssen. Aber unser erstes großes Ziel, die Mongolei, liegt ja bereits zum Greifen nah.

 

 

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