Jipijapa

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Aug 082012
 

Nachdem alles Suchen bislang vergeblich war ist unser nächstes Ziel Montechristi. Hier werden die teuersten Panamahüte geflochten und hier sollte doch so ein Hut aufzutreiben sein.
Küstenstraße Zuvor aber fahren wir noch weiter die Pazifikküste entlang, vorbei an kleinen Fischerdörfern. Zu Mittag gibt es dann in allen Buden, wen wunderts, nur Fischgerichte. Suse isst Fisch ja höchstens in Stäbchenform, aber angeblich soll er auch hier paniert serviert werden. Sie bekommt dann auch ein schönes Stückchen zum obligatorischen Reis, der uns mittlerweile zu den Ohren raushängt. Meine Portion lässt auf sich warten und besteht dann nur aus den Panaderesten die noch so in der Pfanne waren. An manchen hängt auch tatsächlich eine mikroskopisch dünne Schicht Fisch dafür ist zur Abwechslung der Reis mal hart. Entweder sie haben beim Kochen das Wasser weggelassen oder ihn danach wieder ein paar Tage getrocknet. Eigentlich hätten wir den Saufraß zurückgehen lassen sollen aber für 2,5€ ist uns der Aufwand zu groß und mit Verständnis der Köchin rechnen wir eh ned.
Kaum von der Küste weg ist es weiter im Landesinneren schlagartig wieder zu warm. In Montechristi gibt es dann in der Durchgangsstraße haufenweise Flechtwaren, aber keine die man aufsetzen kann. Dafür gibt es einige Lubricentros und so fülle ich noch schnell Öl nach.
In meinem GPS finde ich dann aber doch noch einen Hutladen und in der steilen Gasse  wo es uns hinlotst dann sogar gleich drei. Der teuerste „Super-Fino“ der hier erhältlich ist soll 80€ kosten. In Europa und den USA werden die feinsten dieser Stroh-Hüte aus Montechristi dann für über 1000€ weiterverkauft! In meiner Preisklasse ist auch was dabei und nach kurzer Verhandlung wandert ein gerollter Panamahut samt zugehöriger Balsa-Holz Hutschachtel in meinen Rucksack. Wir haben ja Platz!

Als nächstes heisst es wieder einen Übernachtungsplatz finden. Dazu wollen wir wieder ins hier recht grüne Vorgebirge. Aber wie das mit Bergen oft so ist, gibt es kaum flache Stellen und zudem ist hier auch noch alles dicht besiedelt, mal wieder eingezäunt und zusätzlich mit  dichtem Regenwaldgestrüpp zugewuchert. Es ist schwül warm und ich werde trotz kurviger Strecke so müde dass ich mich ein viertel Stündchen am Straßenrand hinlegen muss. Es kommt und kommt weder ein geeigneter Zeltplatz noch irgendeine Art von Unterkunft und so fahren wir bis in die Nacht, die hier bereits um halb sieben über uns hereinbricht. Von Fahrten bei Dunkelheit wird hier generell abgeraten und dementsprechend  vorsichtig tasten wir uns vorwärts bis wir endlich in Enpalme doch noch ein Hotel finden. Zeugt irgendwie auch von besonders viel Kreativität, eine Kleinstadt „Einmündung“ bzw „Kreuzung“ zu nennen…  Da wir spät dran sind gestaltet sich die Essenssuche auch nimmer allzu einfach. Es ist zwar erst kurz vor 8, aber die meisten Restaurants haben schon geschlossen und so landen wir in bei einem Chifa Imbiss, der zu unserem Erstaunen fast keine China Gerichte auf der Karte hat.

 

Am nächsten Tag geht es dann wieder hoch hinaus. Aus der tiefer gelegenen Küste und Waldebene kommen wir, vorbei an Bananen und Kakaoplantagen wieder in die Anden. Auch dieses mal wieder durch dichten und nassen Nebel, allerdings mit dem Unterschied, dass es nicht immer wärmer, sondern immer kälter wird. Als wir die Wolkendecke durchbrechen ist es schlagartig saukalt und windig.
Unser nächstes Ziel ist der Quilatoa Krater-See. Eine Caldera in einem aktiven Vulkankrater.
Wir hatten eigentlich  Abgeschiedenheit und ein paar Dörfer rundherum erwartet und sind überrascht an einer Schranke mit Parkplatz abgezockt zu werden. Ausländer zahlen mal wieder den doppelten Preis und das ganz offiziell. Auch wenn es hier „nur“ zwei Dollar sind. Dafür bekommen wir ausser ein paar Restaurants und Souveniershops auch „nur“ die Aussicht auf den Kratersee geboten. Eigentlich hatten wir gehofft hier ein nettes Plätzchen für unser Zelt zu finden, aber nach ein paar Fotos suchen wir das Weite.

Quilatoa PanoramaMaustaste drücken und ziehen zum schwenken

Geplant hatten wir den Quilatoa Loop, aber auf noch mehr holprige Gebirgspfade fehlt uns die Lust und so nehmen wir die Straße ins nächste Tal und hoffen die nächste Stadt heute zur Abwechslung mal wieder bei Tageslicht zu erreichen. Dass daraus nix werden sollte war aber irgendwie auch klar. Zwei Kurven weiter wird die Teerstraße erstmal zur Schlaglochpiste und nach weiteren zwei Kilometern dann ein Baustellen Stop, an dem wir fast eine Stunde auf die Weiterfahrt warten dürfen. Also dann die nächste Nachtfahrt – Juhuu – und das letzte Stück hat es dann nochmal richtig in sich. Eine Baustellenumleitung kurz vor der Stadt führt ins nirgendwo und auf der Suche zurück auf die Straße geraten wir dann in die nächste Baustelle. Steile Serpentinen aus tief verspurtem nassen Sand und haufenweise Baustellen LKW die um die Kurven gedriftet kommen und dann meinen dass es ihnen was hilft zu hupen während sie mit 10 blockierenden Rädern auf mich zurutschen während ich versuche irgendwo stehenzubleiben um Suse zu helfen, die hier chancenlos und mitten im Weg stehengeblieben ist, den restlichen Verkehr blockiert und panischversucht nicht umzufallen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund gibt es hiervon natürlich wiedermal keinerlei Beweisfotos.

Am nächsten Tag haben wir dann nur noch ein kurzes Stück nach Quito und erleben zum ersten mal die Panamerikana in ihrer vollkommensten Langweiligkeit. Den geplanten Abstecher zum Cotopaxi schenken wir uns, da der Himmel wolkenverhangen ist und wir uns ausserdem schon wieder nach ein paar Ruhetagen sehnen.  Die letzten Meter zu unserem Hostal werden dann aber doch noch spannend, da die Straße derart steil ist, dass wir die Motorräder kaum vor der Garage abgestellt bekommen. Dafür haben wir dann aber auch von der Dachterasse einen unverbaubaren Ausblick über die Stadt.

Quito schafft es im Gegensatz zur Aussicht nicht uns zu begeistern. Die Besichtigung der modernen neogotischen Kirche ist durch die steilen Treppen und Leitern zwar spannend, aber Stahlbeton-Gotik ist nicht ganz mein Ding und kann mit echter mittelalterlicher Steinmetzarbeit nicht mithalten.

Das Nachtleben in der Neustadt kann dafür problemlos mit Malle mithalten. Da war ich zwar noch ned aber genau so stell ichs mir da vor – nur ohne Salsa.


Panorama Quito – doppelklick zum zommen, gedrückt halten zum schwenken
Quito selbst ist ein Moloch und über 60 km lang!

Und warum heisst der Artikel jetzt Jipijapa?
Panama Hüte werden hier angeblich auch Jipijapas genannt – benannt nach der Stadt neben  Montechristi
und warum sind die Hüte nach Panama benannt?  Dazu gibt es zwei Theorien. die eine ist dass die Bauarbeiter am Panamakanal die Hüte als Sonnenhüte genutzt haben, die andere, daß der US Import  früher über Panama abgewickelt wurde und die Hüte dann Panama als Zollrechtliches Ursprungsland hatten.


Küstenstraße
Kakaoplantage
Bananenplantage
Motorrad Ecuador
Andenanstieg
Vulkankrater
Moorrad Ecuador
Quito
Quito
Quito
Quito
Kirchenuhr
Dachterasse im Casa Bambu in Quito
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