Dez 312011
 

Die Grenzabfertigung auf der argentinischen Seite erfolgt kurz und unproblematisch. Bereits beim Betreten des Häuschens schallt uns eine Polka entgegen, der vollbärtige Chef des Postens ist deutscher Herkunft und solang er drauf schaut läuft der Laden. Wenige Meter weiter an der chilenischen Grenze müssen wir wieder mal haufenweise Formulare ausfüllen und dann noch unser Gepäck abpacken, damit die Zöllner einen Blick in unsere Alu Kisten werfen können. Die Einfuhr von Obst, Gemüse, Holzartikeln usw. ist hier untersagt. Zum Glück ist es nicht zu kalt und wir haben bis auf eine Zwiebel unser ganzes Gemüse am Abend zuvor verkocht.

Bei der Abfahrt verweigert meine Batterie aber jetzt endgültig den Dienst. 3 mal Anlassen auf 300m war ihr einfach zu viel. Es geht leicht Bergab und so lass ich mich von Suse etwas ziehen, bis ich für den 3. Gang schnell genug bin. Im 1. oder 2. blockiert mir immer nur das Hinterrad. Die knapp ein halbes Jahr alte wartungsfreie Batterie ist scheinbar nur für 10 000km gebaut. In General Belgrano hatte ich die ausgetrocknete „do not open, do not refill“ – Batterie bereits neu mit destilliertem Wasser befüllt, aber da das am Pluspol immer wieder rausläuft….

In Futaleufu führt uns unser erster Weg zum Bankautomaten, aber der verweigert prompt jeder unsrer Kreditkarten das Bargeld und so verbringen wir die nächsten 3 Tage ohne chilenisches Geld. Im Umkreis von 600 km war dies die einzige Bank.

Die Schotterpiste Richtung Carretera Austral ist holprig und staubig und immer wieder kommt uns ein Auto entgegen oder überholt halsbrecherisch knapp. Immer noch nicht wirklich viel Verkehr, aber nach den letzten Wochen in Argentinien ungewohnt viel.

Die Carretera Austral, die „südliche Strasse“ wurde unter Pinochet gebaut um den Süden Chiles zu erschliessen, der bis da fast ausschliesslich vom Meer aus zugänglich war.

Auch in Chile ist leider alles eingezäunt und so verbringen wir die nächste Nacht im „Strassengraben“, der allerdings auch mal 50 m breit sein kann. Für ein Feuerchen reicht es natürlich mal wieder und nachts hält sich der Verkehrslärm auch sehr in Grenzen. Morgens werden wir von einer Wohnmobilkarawane geweckt. Eine organisierte Tour über die komplette Panamerikana von Feuerland bis Alaska.

Die Carretera wird schmäler und schlängelt sich durch Urwälder. Eingerahmt von riesigen Blättern und auch der Seitenstreifen und die Zäune sind verschwunden. Dafür bringt jede Kurve einen neuen überwältigenden Blick auf Berge, Gletscher und Fjorde und auch ein Blick in den Rückspiegel birgt meist ein lohnendes Fotomotiv.

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In Coyhaique können wir nach 3 Tagen endlich Geld abheben und wieder einkaufen. Auf der Suche nach einer neuen Motorradbatterie finden wir zwar eine gute Motorradwerkstatt und auch einen tollen KFZ-Ersatzteilhändler aber leider keine passende Suzuki Batterie.

Die sich stündlich ändernde Landschaft begeistert uns immer mehr. Die Carretera Austral in Chile ist sicherlich eines der Highlights unsrer bisherigen Motorradreise durch Südamerika und das Wetter ist prächtig. Nicht die kleinste Wolke zeigt sich seit Tagen am Himmel.

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Am Lago General Carrera (dem 2. größten See Südamerikas) machen wir gemeinsam mit einem Schweizer Pärchen, dem ich zuvor beigebracht hab wie sich große Steine als „Überzeuger“  beim Reifenwechseln einsetzen lassen, einen Bootsausflug zu den Marmorgrotten.

 

Auf der Suche nach einem Schlafplatz umrunden wir den See noch zur Hälfte und zelten letztendlich unter einer kleine Ausgabe der Golden Gate Brücke am Abfluss des Sees. Hungrig freuen wir uns auf ein leckeres Abendessen in der Pasarela Lodge am anderen Flussufer. Fleisch mit Reis, Salat und Suppe wurde uns versprochen. Das Ambiente ist gehoben, und der Blick über den See Weltklasse. Das Kräutersüppchen ist noch recht interessant. Vielleicht sind es aber auch nur aufgekochte, aus dam Rasenmäher geschabte Gartenabfälle. Der Salat ist immerhin um ein vielfaches frischer als der im Supermarkt. Das Fleisch allerdings ist absolut ungeniesbar. Vermutlich wurde es im Vorjahr totgegrillt und dann nach ein paar Tagen eingefroren. Die Wiederbelebungsversuche in der Mikrowelle sind jedenfalls gründlich fehlgeschlagen. Wir würgen vor Hunger rein was geht und geniessen die trockene Kartoffel dazu.  Die Pasarela Lodge mag ein toller Spot zum übernachten oder Angeln sein. Das Restaurant ist jedoch nur für Verhungernde empfehlenswert.

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Die Carretera Austral Haben wir nur zu einem Teil befahren. Weiter im Norden müssen einige Seen überwunden werden, weiter im Süden führt sie bis Villa O Higgins. Fahrradfahrer, von denen wir viele getroffen haben und Fussgänger können sogar noch weiter bis zum Lago Desierto und zum Fitz Roy. Auf den schmalen, tief ausgewaschenen Pfaden müssen aber selbst Radfahrer ihre Seitentaschen abnehmen und manchmal die Fahrräder tragen. Für Motorräder ist spätestens in  Cochrane Schluss.

Wir verlassen die Carretera Austral über eine extrem holprige Waschbrettpiste nach Chile Chico.  Von Los Antiguos folgen wir der Piste, immer entlang der Grenze zum Paso Roballo. Die Landschaft ist Traumhaft schön, die Piste ist frisch geschoben und Suse kämpft sich bei“ leichtem“ Wind durch den weichen Kies und durch Loses Geröll bis wir ein wunderschönes Tal ohne Zäune erreichen und die Strasse zu einem nur noch selten genutztem Feldweg wird.

Am Ende des Tals suchen wir uns bereits am Nachmittag einen traumhaften Schlafplatz.
Die Ruta 40 mit ihren Baustellen kann noch einen Tag warten.

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