Bergauf Bergab

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Jul 102012
 

Nach einem üppigen Frühstück mit Apfelpfannkuchen verlassen wir Huaraz mit dem Ziel Canyón del Pato. Warum es „Entenschlucht“ heißt weiß ich leider nicht, es ist aber mal wirklich ein Canyon wie man ihn sich vorstellt! Es ist eng und endlich mal wieder warm. Zwischen den Felswänden, ganz unten, schlängelt sich der Río Santa dahin. Witzig an der Strecke sind auch die gefühlten tausend, zum Glück meist kurzen, unbeleuchteten Tunnel.

Tunells im Pato Canyon

Man sollte tunlichst vor der Einfahrt hupen, sonst steht man leicht überrascht vor dem nächsten LKW, an dem es in den engen Tunneln kein Vorbeikommen gibt. Endlich muss mal der Größere weichen, wir haben keinen Rückwärtsgang. Trotz der ganzen Schönheit fehlt mal wieder eine Sache: blickgeschützte Schlafplätze. Kurz nach Sonnenuntergang findet sich dann doch ein Plätzchen neben der Straße.

Notplatz neben der Straße

Tags drauf erreichen wir nach kurzer Fahrt wieder Teer und auch Pannys Lieblingsbrücke. Zum Glück habe ich mir die Holzkonstruktion VOR der Überfahrt nicht all zu genau angeschaut, der Abstand zwischen den Querbalken wäre meiner latenten Höhenangst nicht zuträglich gewesen…
mal ne gute Brücke

Zunächst folgen wir weiter einem Fluss, biegen dann aber ab und bleiben lieber auf Teer als auf einem Weg unbekannter Qualität. Die ersten 90km scheint das wie eine gute Idee, aber dann, aber dann… Schlagartig mutiert die Straße zu einem enorm schlechten Feldweg, der in den letzten Monaten sicher kein Auto mehr gesehen hat. Unser Fahrschnitt verringert sich auf 20km/h, die Fahrerei wird ein echter Kampf. Grad als wir denken, das schlimme Stück ist vorbei, kommt das dicke Ende: Der gesamte Abstieg von ca. 3300m in Pallasca bis auf 2000m unten am Fluss ist zwecks Baustelle aufgerissen und jede einzelne Kehre besteht aus losem Schotter durchsetzt mit faustgroßen Steinen. Ich bin unglaublich erleichert, als wir – wieder einmal spät – unten am Fluss nen Platz fürs Zelt entdecken und den Abend bei einem wohlverdientem Lagerfeuerchen ausklingen lassen. Ausklingen lassen? Nicht ganz: grad als wir uns schlafen legen wollen, stellt Axel fest, dass wir das Zelt auf kleinen, wie Blümchen wirkenden „Dornenkletten“ aufgestellt haben, die den Zeltboden durchstechen. Grr! Den angrenzenden Busch zu Reißigbesen umfunktioniert, brauchen wir über ne Stunde, unseren Zeltplatz von den fiesen kleinen Drecksdingern zu säubern.

wild Zelten neben der Straße

Leider gehts fast den ganzen nächsten Tag genauso anstrengend weiter, gleich nachm Frühstück zum aufwärmen wieder unzählige Kehren hoch, nur um aufm Gipfel festzustellen, dass der Weg gleich wieder abwärts führt. Wie viele Höhenmeter wir in diesen drei Tagen überwunden haben, lässt sich nicht mehr nachvollziehen, aber es waren VIELE.
Wir sind glücklich, nachmittags endlich wieder Teer zu erreichen und gönnen uns in Huamachuco n Hostel für die Nacht. Anschließend gehts mal wieder flotter weiter. In Cajabamba wird noch ein Pflichtpunkt für Peru erledigt: Es gibt Meerschweinchen zum Mittag. Viel is ja nicht dran an so ner „Schweinshaxe“…

Schweinshaxe

Wir wollen nochmal n bisschen durch die Berge, es soll über Leimebamba nach Chachapoyas gehen. Die Landschaft ist einmalig, ständig geht es Pässe hoch und wieder runter, erst erreichen wir den Gipfel auf über 3500m um dann den nächsten Fluss auf 800m zu überqueren. Die Straße ist meist in gutem Zustand aber dafür recht eng. Und da passierts: Ein rücksichtsloser LKW-Fahrer kommt um ne Kurve gerast, Axel kann grad noch weit genug nach rechts ausweichen, ich steh dem guten Mann wohl noch ein paar Zentimeter zu weit in der Straße. Ohne auch nur vom Gas zu gehen rempelt er mich mit seinem Aufbau an, so dass mein Mopped kopfüber im Graben landet. Gemerkt hat der Drecksack in seiner Hektik wohl nix, anhalten tut er jedenfalls nicht, obwohl ich ihm einige undamenhafte Ausdrücke hinterher schreie. Was für ein Glück, dass ich auf der Bergseite stand, auf der anderen Seite gehts ganz schön steil runter. Außer dem Spiegel is auch am Mopped alles heil geblieben, also nochmal dickes Glück gehabt, nur aus dem schmalen, steilen Graben raus zukommen ist auch kein leichtes Stück Arbeit!

Nach einer Übernachtung in Leimebamba ziehts uns weiter nach Chachapoyas, wo die Moppeds den langsam mal fälligen Ölwechsel kriegen sollen und Axel seine grad mal 5000km alte Kette tauschen will, da sie total zernudelt ist. Aber find in der Stadt mal auch nur ein bezahlbares Hostel! Nach 2 Stunden Suche geben wir völlig entnervt auf und fahren grummelnd weiter durchs nächste traumhafte Tal. Im nächsten Dorf schaffen wir dann doch noch einen befriedigenden Tagesabschluss: An der örtlichen Tanke können wir Öl wechseln, direkt gegenüber gibts n sehr nettes, sauberes Hostel mit n bissle Platz zum Schrauben und lecker Abendessen und ne Wäscherei find mr auch noch.

Nachdem wir von Heidi und Bernd erschreckende Bilder über den Streckenzustand am Grenzübergang nach Ecuador La Balsa gesehen haben (Schlamm, Schlamm und noch mehr Schlamm) und auch keine neueren fundierten Infos übers Wetter der letzten Tage bekommen, entschließen wir uns schweren Herzens für den 400km Umweg über Macará.

nordperu-10

In Pucará wollen wir uns eigentlich nur ne möglichst kalte Cola gönnen, werden aber in der Juguería, die aber statt Saft eigentlich nur Bier verkauft, zum mittrinken genötigt. Nach so einigen Runden Bier sind wir zum weiterfahren nicht mehr in der Lage und nehmen das Angebot von Julián dankend an, der uns zu sich nach Hause eingeladen hat.

Bald lassen wir die letzten Berge hinter uns und begeben uns in den Glutofen der küstennahen Tiefebene. Hier erleben wir etwas, das wir seit Argentinien nicht mehr hatten: Eine Straße, die Kilometer lang immer nur geradeaus geht! Das ist mal ne Abwechslung nach den letzten Wochen! Zum Abschied will Peru uns aber noch was mitgeben: In ner winzigen ausbetonierten Wasserdurchfahrt legt Axel plötzlich nen spektakulären Sturz hin, ich brems natürlich und lieg ne Sekunde später auch! Der Beton is von übelst schleimigen Algen überwuchert, schon das Aufstehen fällt schwer und erst recht das Aufheben der Moppeds. Schmierseife ist nix dagegen! Wir nehmens mit Humor, zumindest die Abkühlung kommt uns sehr gelegen. Leider gibts davon mal wieder keine Fotos… Nach einer letzten Übernachtung in Peru (Las Lomas, einer Stadt mit einer ernsthaften Grillen-, Heuschrecken- oder so-was-ähnliches- Plage) hält uns nur noch mein platter Hinterreifen, diesmal mit einem abgerissenen Ventil! etwas auf, bevor wir uns aufmachen ins nächste Land: Ecuador!

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