Jul 012012
 

Da ich die meiste Zeit des Tages auf dem Motorrad sitze geht mir dabei so einiges durch den Kopf was für den Moment gut klingt, da ich aber kein Diktiergerät im Helm habe aber bis zum Abend meist wieder vergessen ist. Viele dieser Gedanken und kleinen Erlebnisse lassen sich nur schwer in den Reiseblog integrieren, sollen euch aber nicht vorenthalten werden.

Seit wir in Bolivien und Peru unterwegs sind verbrauchen wir, obwohl es hier extrem viel billiger als im Süden ist trotzdem mehr Geld. Wir zelten kaum noch und auch die günstigsten Hostals kosten noch 3 Euro mehr als ein Platz zum Wild Zelten.  Wir sind neuerdings viel in Städten und trinken unser Bier in Kneipen statt am Lagerfeuer. Jetzt haben wir zwar kein Problem mehr unsere Pfandflaschen zurückzugeben, dafür kostet es etwas mehr. Im Vergleich zu unserem Mittagessen sogar extrem viel. Wir sind nämlich auch faul geworden und kochen kaum noch selber. In der extremen Höhe gelingen auch nicht mal Nudeln. Reis zerfällt zu Brei und auch die Kochzeiten für Gemüse verdoppeln sich. Zum Ausgleich brennt der Spiritus bei dem geringen Sauerstoffgehalt der Luft und bei der Kälte auch ned so recht, aber unser Benzinkocher hat auch schon den Geist aufgegeben. Überhaupt leidet unsere Ausrüstung. besonders die Reißverschlüsse geben einer nach dem anderen auf. Am Zelt, am Tankrucksack, an den Jacken – scheinbar ist nichts wirklich für Dauerbenutzung ausgelegt.
Der Zoom an der Knipse bleibt immer hängen, das Obektiv von der Spigelreflex hat sich bereits nach wenigen Wochen zerrüttelt, die Therm a Rest eine Blase geworfen, die Schuhsohlen meiner Bergstiefel zerbröseln, Suses Gore Tex Wanderschuhe sind nimmer dicht und meine Motorrad Klamotten schon lang nimmer. Alle Klettverschlüsse sind verschlissen, das Barometer am GPS ist ausgefallen und die Fahrradtachos sind schon lang kaputt.
Wir hätten vor der Tour alles neu kaufen und nach einem Jahr kaputt zurückgeben oder umtauschen sollen.
Nach 2 Monaten Essen von Straßenbuden schmeckt es uns auch nimmer so recht. Die Vorspeisen-Suppen sind zwar meist sehr gut und reichlich, aber falls Nudeln Stundenlang mitgekocht wurden können sie uns nicht begeistern. Die Hauptgerichte in Bolivien waren noch etwas abwechslungsreicher aber seit Peru gibt es meist nur Hähnchenstücke in verschiedenen Varianten mit Reis und der Reis ist meist nicht besonders lecker. Warum gibt es in einem Land mit mehreren tausend Kartoffelsorten immer und überall ekligen Reis? Eigentlich mag ich Reis, aber mittlerweile graust es mich davor und sogar kalte matschige halbgare Pommes sind mir dann lieber.
Auf den Märkten gibt es im ersten Stock ausser billigem Essen meistens auch frische Säfte. Unser absoluter Favorit dabei ist Bananen Papaya Milch. kostet der Liter etwa 2 Euro. Seit Peru ist das mit der Milch allerdings so eine Sache. Milch gibt es hier fast nicht. Nur Dosenmilch und die wird in den Säften dann mit Wasser unbekannter Herkunft gestreckt! Bisher haben wirs vertragen. Dafür gibt es auf den Märkten wieder Käse, dafür keine Salami mehr.
Was auch komisch ist. Seit wir in Nordargentinien den Wendekreis des Steinbocks überschritten haben befinden wir uns in den Tropen. Das allein wär natürlich noch nicht merkwürdig, aber seit wir in den Tropen sind ist es kalt und Nachts hat es oft deutlich unter null Grad und je näher wir dem Äquator kommen desto kälter wird es und das finden wir schon irgendwie komisch. Ok hier ist Winter und wir übernachten oft auf über 4000m aber besonders tropisch ist es zumindest im Gebirge nicht. Mit der Sonne ist das überhaupt auch so eine Sache. Wenn sie scheint, ist es warm und zwar richtig warm, aber wehe es kommt eine Wolke, dann wird es ruckzuck saukalt und abends ist es noch viel schlimmer. Kaum ist die Sonne untergegangen ist es erstens innerhalb von 15 Minuten stockfinster und ausserdem sofort auf 0 Grad. Wenn die Sonne aber scheint dann kann sie richtig was. Auch nach 8 Monaten bekommen wir noch regelmässig  einen ordentlichen Sonnenbrand.

Interesant ist auch, wie schnell wir immer wieder von einer Klimazone in die nächste kommen und Peru hat fast alle davon. Die Wüste an der Küste lassen wir diesmal aus, davon hatten wir in Chile genug. Innerhalb einer Stunde oder weniger kommt man hier aber immer wieder problemlos vom Hochgebirge mit Gletschern und karger Vegetation auf knapp 5000m runter in den Dschungel, wo Bananen, Kakao und Kaffee wachsen und auf den Straßen zum trocknen ausgebreitet sind. Die Höhenunterschiede machen uns weniger als die Temperaturunterschiede zu schaffen. So schnell können wir uns garned an und ausziehen und auf die Schnelle bringen wir die Klamotten auf dem Motorrad auch gar ned unter und die letzen Tage hatten wir auch immer mal wieder Regen, was hier ausserhalb der Regenzeit eigentlich gar nicht so sein sollte und auf den Pässen geht der Regen dann auch ganz schnell in Schnee über und so warme Handschuhe haben wir gar nicht dabei und da wir keine verweichlichten BMW Fahrer sind und keine Griffheizung haben werden unsre Finger dann sehr schnell sehr kalt.

Bei den Nachttemperaturen springen die Motorräder morgens nicht so besonders gut an. Besonders Suses Suzi zickt immer öfter und auch das Wechseln der Zündkerzen hat bisher nicht weitergeholfen. Anschieben hat anfangs noch funktioniert, derzeit erst schieben und dann klappts mim Starter wieder? Wir machen es den Kisten aber auch nicht einfach. Kalt brauchen sie eigentlich den Choke auf 4000m laufen sie aber eh schon zu fett und so rauchen sie bis sie lauwarm werden ganzschön rum und wir spendieren ihnen auch nur das 84 Oktanige Peruanische Gesöff an den Tanken. Bei meinem Mopped müssen wir ausserdem noch alle 2 Tage Kette spannen. die tolle neue O-Ring Kette aus Chile längt sich seit dem ersten Tag und billig war sie nicht!

Und dabei sind wir jetzt gerade mal 9 Monate unterwegs.
Jetzt müssen wir uns langsam aber sicher um den Rücktransport unserer Motorräder aus Kolumbien und unsere Rückflüge kümmern und eine neue Wohnung brauchen wir dann auch noch

  2 Antworten zu “Südamerikanisches Motorrad-Fahrer-Gedanken. Ein Dreiviertel Jahr on Tour”

  1. Hallo Ihr Zwei,

    nach langer Zeit mal wieder ein Eintrag von mir…. ich lese zwar halbwegs fleißig Eure Berichte, aber mit dem Antworten ist das so eine Sache 🙂
    Am meisten freue ich mich darüber, dass Ihr im Prinzip wohlauf seid, sprich also keine schlimmeren Unfälle passiert sind. Und ich bewundere Euch grenzenlos, wie Ihr bei all dem miesen Wetter und sonstigen schlechten Bedingungen so tapfer durchhaltet !!! Den Bildern nach zu schließen werdet Ihr aber auch immer wieder dafür belohnt.
    Also wünsche ich Euch noch weiterhin gutes Durchhalten, viele schöne Momente und vor allem unfallfreie Fahrten !!!

    Liebe Grüße aus der Heimat
    Claudia

  2. Hi Suse, hi Axel,
    Es ist nun schon fast vier Monate her, dass wir zurück nach Schottland geflogen sind. Die Tage in Südamerika scheinen schon so lang zurück zu liegen aber wir erinnern uns noch häufig an die Zeit in Chile, Argentinien, Uruguay und Brasilien.
    Nach langer Zeit habe ich mal wieder bei Eurem Blog vorbei geschaut, und es ist wirklich amüsant und interessant zu lesen wie es Euch in Südamerika ergeht. Es ist auch nicht ohne gewissen Neid und die Sehnsucht an die Vergangene Zeit des Reisens. Nach 9 Monaten on the road scheint Euer Equipment sich so langsam aufzulösen. Manche Orte, die Ihr auf Eurer Reise besucht habt, geben uns nette Erinnerungen an vergangene Tage. Ich hoffe, Ihr habt noch ein paar großartige Monate auf Eurem Trip.

    Liebe Grüße aus dem super verregneten Aberdeen (kein Sommer hier dieses Jahr) von Ania & Olav

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